Kalendergeschichten aus aller Welt
Der um 46 v. Chr. eingeführte Julianische Kalender ist ein Sonnenkalender, d.h. die Jahreslänge (also die Umlaufszeit der Erde um die Sonne) und die Tageslänge (also die Rotationsdauer der Erde um die eigene Achse) sind aufeinander abgestimmt. Er erreichte in der Renaissance (14./15. Jahrhundert) in Europa vorherrschende Bedeutung.
Wegen seiner starren Regel über die Einfügung von Schalttagen (alle 4 Jahre ein zusätzlicher Tag), war der Julianische Kalender noch nicht sehr gut mit den astronomischen Ereignissen, die den Kalender bestimmen sollten, abgestimmt. Nachdem auf Beschluß des Konzils von Nicäa (325 n. Chr.) außerdem die Siebentagewoche eingeführt wurde, wich der Julianische Kalender und seine religiösen Eckpunkte in den nächsten Jahrhunderten mehr und mehr von den astronomischen Begebenheiten ab.
Die Siebentagewoche wurde ursprünglich in den Ländern des alten Ostens eingeführt und ist religiös-astrologischen Ursprungs. Sie ist abgeleitet aus dem Viertel des Mondmonats (ca. 29 Tage), also aus dem zeitlichen Abstand zweier aufeinander folgender Phasen der vier Mondphasen eines Monats. Ein weiterer Zusammenhang wird mit den sieben zu jener Zeit bekannten „Planeten“ oder Wandelsternen, nämlich Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, vermutet. Danach wurde jedem der Wandelsterne, die auch verschiedene Götter repräsentierten, ein Wochentag gewidmet. In diesem Zusammenhang steht vermutlich auch der alte Kult um die Zahl Sieben.
Der gregorianische Kalender, der in der westlichen Welt heute noch gilt, wurde am 14. Oktober 1582 durch Papst Gregor XIII. eingeführt, wobei im Vergleich zum julianischen Kalender eine Periode von zehn Tagen übersprungen wurde (während der Wochentag von Donnerstag auf Freitag fortgeschrieben wurde). Auf den 4.10.1582 folgte also der 14.10.1582. Vorteil gegenüber dem Julianischen Kalender war die wesentlich bessere Berücksichtigung von Schalttagen im Verlauf mehrerer Jahrhunderte. Durch den „Wegfall“ von 10 Kalendertagen wurde der gregorianische, neue Kalender mit den religiös-astronomischen Eckwerten in Übereinstimmung gebracht (Frühlingsbeginn am 21.3. und Lage des Osterfestes).
Die ersten Tage der Jahrhunderte des Gregorianischen Kalenders beginnen immer mit einem von vier Wochentagen (von sieben möglichen Tagen): Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag!
Wiederholungszyklus des westlichen (gregorianischen) Kalenders:
Nach einem „mittleren“ Wiederholungszyklus von 28 (=7*4) Jahren fallen die Kalenderdaten wieder auf den gleichen Wochentag. Nach jeweils 7 Jahren wiederholen sich die Wochentage und nach jeweils 4 Jahren wiederholen sich die Schaltjahre (mit Ausnahme der Jahrhundert-Besonderheiten, s.u.). Somit kann ein auf 28 Jahre bestimmter Kalender für alle Vielfache von 28 Jahre benutzt werden.
Der zuvor genannte Wiederholungszyklus wird an den Jahrhundertwenden teilweise unterbrochen:
a) ist die Jahrhundertzahl nicht durch 4 teilbar, wird nach einem Übergang von einem Jahrhundert in das nächste der 28-Jahre-Zyklus neu begonnen,
b) ist die Jahrhundertzahl durch 4 teilbar, wird nach einem Übergang von einem Jahrhundert in das nächste der 28-Jahre-Zyklus eingehalten.
Alle 532 (=28*19) Jahre wiederholt sich der Kalender in der Weise, daß sich nicht nur die Wochentage, sondern gleichzeitig auch die Mondphasen wiederholen. Dieser Zyklus ist auch der Hintergrund der Formel des Mathematikers Gauß, mit der man in der Lage ist, das Datum des Osterfestes für die Jahre ab 532 n. Chr. bis zum Jahre 8202 zu berechnen.
Bereits sechs Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung fanden Chinesen und Babylonier den sogenannten Saroszyklus des Kalenders:
223 synodische Monate = 6585,32 Tage = 18 Jahre und 10,8 bzw. 11,8 bzw. 12,8 Tage.
(synodisch entstammt dem griechischen Wort „sonodus“, das etwa Versammlung bedeutet; hier ist insbesondere die synodische Periode des Mondes gemeint, die der zeitliche Abstand zwischen zwei gleichen Mondphasen ist (z.B. zwischen zwei aufeinander folgenden Vollmond-Phasen).
Im Jahr 1947 entdeckten Beduinen an der Küste des Toten Meeres im ehemaligen Siedlungsgebiet der (biblischen) Essener bei Chirbet Qumran etwa 2000 Jahre alte Schriftrollen (Qumran-Rollen). Die Essener besaßen einen originellen Kalender: Das Jahr hatte 364 Tage, eingeteilt in 4 Quartale je 91 Tagen. Von den 12 Monaten des Jahres hatten die 4 letzten Monate der Quartale jeweils 31 Tagen, die restlichen 8 Monate 30 Tage. Jedes Jahr hatte genau 52 Wochen und ein neues Jahr begann immer mit einem Mittwoch.
Am 9.9.1997 wurde in dem kommunistischen Nord-Korea eine neue Zeitrechnung eingeführt. Danach entspricht das westliche Jahr 1997 dem Jahr 86 nach nord-koreanischer Rechnung. Nullpunkt dieses Kalenders ist der Geburtstag (9.9.1911) des 1996 (1997?) verstorbenen Kim el Sung, dem nach offiziellen Angaben ehemaligen „geliebten Führer“ des nord-koreanischen Staates und der dortigen kommunistischen Partei.